Handlesen für die Kirche
Für die Armen ihrer Gemeinde bedient sich Elly Heuss-Knapp einer okkulten Praktik.
Im Jahr der Inflationskrise 1923 widmet sich Elly Heuss-Knapp zahlreichen wohltätigen Zwecken. Gestützt auf ihren tiefen christlichen Glauben, engagiert sie sich vor allem in der Kirchengemeinde zum Heilsbronnen in Berlin-Schöneberg, die von Pfarrer Otto Dibelius geleitet wird. Um Geld für die Armen der Gemeinde zu sammeln, betätigt sich Elly Heuss-Knapp einer im Christentum durchaus umstrittenen Kunst: dem Handlesen
Wie viele okkulte Praktiken erfreut sich in den 1920er Jahren auch die Handlesekunst („Chiromantie“) großer Beliebtheit. Aus der Form der Hände und insbesondere aus den Handlinien sollen Rückschlüsse auf die Gesundheit, den Charakter oder das Schicksal einer Person gezogen werden. Lehrbücher wie das des Mediziners und Parapsychologen Albert von Schrenck-Notzing aus dem Jahr 1920 versuchen, dem Handlesen eine wissenschaftliche Basis zu geben.
Albert von Schrenck-Notzing: Handlesekunst und Wissenschaft, Berlin 1920
(Fotos: Franziska Kraufmann/Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus)