Schreiben in der Diktatur
Im Nationalsozialismus muss Theodor Heuss vor allem auf den Journalismus und das Verfassen von Biografien ausweichen.
1933 verliert Theodor Heuss im Zuge der Gleichschaltung seine politischen und sonstigen öffentlichen Aufgaben. Doch völlig abseits der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ steht er nicht. Als Herausgeber der Zeitschrift „Die Hilfe“ und Verfasser Hunderter von Artikeln steuert er einen Kurs zwischen kritischer Distanz und Anpassung. Dabei bedroht die willkürliche Pressepolitik der Machthaber seine Arbeit mit Zensur und Berufsverbot. Zunehmend muss er auf unpolitische Themen ausweichen und unter Pseudonym veröffentlichen.
Daneben ist das Schreiben von großen Biografien Heuss‘ zweites Standbein in dieser düsteren Zeit. 1937 erscheint trotz anfänglichen Widerstands des Regimes seine Lebensbeschreibung über Friedrich Naumann. Weitere Biografien folgen und geraten zum Teil in das Visier einer brutalen Kulturpolitik. Auch wenn Heuss in seinen Büchern keine offene Kritik an der NS-Diktatur übt, beschreibt er in ihnen eine bürgerliche Gegenwelt zur totalitären „Volksgemeinschaft“.
Seine Bücher und Artikel verfasst Heuss in der Regel handschriftlich und lässt sie dann auf der Schreibmaschine abtippen.
Schreibmaschine Grosser Markersdorf, Modell N, um 1941 (Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus)
Füllfederhalter von Theodor Heuss „Soennecken Präsident“, 1938/39 (Familienarchiv Heuss, Basel, Original)
Die Hilfe 39, Nr. 30, 16.10.1933
Theodor Heuss: Friedrich Naumann. Der Mann, das Werk, die Zeit, Stuttgart 1937
(Fotos: Franziska Kraufmann/Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus)